Ligaturix, WinLigaturix und Scriptor


Der Frakturkonverter Ligaturix ist eine speziell entwickelte Dokumentvorlage, mit der unter Word 97 bzw. Word 2000 bis 2007 Text in gewöhnlicher Schrift (Antiqua, Grotesk; Times New Roman, Arial usw.) in entsprechende mit einer regelgerechten Fraktur »übersetzt« werden kann.

Der WinLigaturix leistet dasselbe auch außerhalb von Word – freilich ausschließlich als reines Textprogramm. Dafür ist er bestechend schnell, schlank und einfach. Er funktioniert in allen Windows-basierten Textverarbeitungssystemen ab Windows 2000. Zu den Einzelheiten s. die eigene Seite des Windows-Konverters
WinLigaturix.

Scriptor ist ein kleines Windows-Programm (also nicht beschränkt auf Word), das es erlaubt, Fraktur ebenso einfach zu schreiben wie Antiqua. Diese Programme zusammen decken alle Problemfelder von Fraktur ab und ergänzen sich in idealer Weise.

Doch warum überhaupt Umwandlungs- bzw. Schreibprogramme für Fraktur? Genügt es nicht, einfach nur eine Schrift durch die andere zu ersetzen? Leider ist es in diesem speziellen Fall unmöglich, denn die Fraktur (jedenfalls die für den Satz, und an dem orientiert sich ein Rechner) hat gewissermaßen ein anderes Alphabet. Da gibt es einmal zwei verschiedene s-Zeichen: das sog. »lange s«, das anstelle des gewöhnlichen »s« der Antiquaschrift verwendet wird, und das »Schluß-s«. Wie der Begriff schon sagt, steht es am Wortende, aber auch am Ende von Teilen in zusammengesetzten Wörtern: »Haus-frieden«, »Haus-segen«. Im letzten Wort fällt sogar ein Schluß-s mit einem Lang-s zusammen. Nach der Rechtschreibereform kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu: Auslautendes früheres »ß« wird nach kurzen Vokalen (etwa in »daß«) zum Doppel-s, jetzt also zur Zeichenfolge Lang-s und Schluß-s.

Zweite Besonderheit sind die »Ligaturen«, die es in der Antiqua nur noch ganz selten gibt (UNICODE ändert dies jetzt allmählich), in der Fraktur bzw. der gebrochenen Schrift jedoch zwingend vorgeschrieben sind. Folgende Ligaturen gehören zu einem guten Schriftsatz:

  ch – ck – ff – fi – fl – ft – ll
  sch – si – (sl) – ss – st – tt – tz

Ligaturen sind Buchstabenverbindungen aus Zeichen, die ursprünglich aus den oben aufgeführten bestanden, im Laufe der Zeit jedoch fast zu einem einzigen neuen Zeichen zusammenwuchsen. Man muß sich dies ähnlich wie beim Zeichen »ß« vorstellen, das seinerzeit ebenfalls aus »ss« bzw. »sz« bestand, unterdessen jedoch zu einem eigenständigen Symbol wurde. Bei den Schreibschriften – der DS-Hermersdorf, der DS-Kurrent, der DS-Rudolf-Koch-Kurrent und der DS-Suetterlin – wird es noch kniffliger. Diese Schriften kennen sogar noch mehr zusätzliche Zeichen: über 30, um es genau zu sagen. Viele Buchstaben und Ligaturen haben dort unterschiedliche Formen, je nachdem, ob sie anlautend, in der Mitte des Wortes oder auslautend stehen. Das gilt sogar für das Schluß-s!

Alle diese Zeichen müssen irgendwo untergebracht werden, was, jedenfalls so lange, wie sich UNICODE oder – fast noch interessanter – Open Type noch nicht durchgesetzt haben, zur Folge hat, daß andere, weniger oft gebrauchte Zeichen, wegfallen müssen – jedenfalls so lange man alles im selben Schnitt unterbringen will. Schon dies alles hat einen recht verwickelten Umsetzungsprozeß zur Folge. Hinzu kommt jedoch, daß das Setzen der Ligaturen komplexen semantischen Regeln folgt – das Wort »Fülle« etwa enthält die Ligatur »ll«, das Wort »viel-leicht« jedoch nicht!

Genau dies jedoch macht die grundsätzliche Schwierigkeit aller Beschäftigung mit Fraktur aus. Da es für das Setzen von Ligaturen, ebenso wie beim Lang-s und Schluß-s, keine völlig starren Regeln gibt, sie vielmehr nach Sprachbrauch und Wortherkunft verwendet werden, sind sie von Rechner-Programmen besonders schwer zu bewältigen. Die Makros des Frakturkonverters, die Umwandlungsalgorithmen des WinLigaturix und die spezielle INI-Datei des Scriptors beziehen eine ganze Anzahl unverrückbarer Regeln ein, die zum Teil hier erstmals formuliert wurden, sind jedoch auch auf die Hilfe des Benutzers angewiesen, der – besonders bei Ausnahmen und hier wiederum vor allem bei Namen.

Dennoch: Obwohl die Programme schon überraschend zuverlässig arbeiten (und, wie in einmal angemerkt wurde, gerade beim Ligaturix die »Rate der Tippfehler die der Umwandlungsfehler bei weitem überwiegt«), wird angesichts der Komplexität der deutschen Sprache das Ergebnis nicht immer völlig fehlerfrei sein. Hier ist der Benutzer die letztlich entscheidende Instanz.

An dieser Stelle soll auch ein Mißverständnis ausgeräumt werden, das immer wieder im Zusammenhang mit dem Ligaturix auftaucht: Es ist nicht Aufgabe eines Konverterprogramms für oder gegen die neue Rechtschreibung Stellung zu beziehen! Ein Programm wie der Ligaturix (oder der WinLigaturix) setzt lediglich um. Es verhilft dazu, richtig Fraktur zu schreiben, unabhängig davon, ob die Vorlage in alter oder neuer Rechtschreibung verfaßt wurde – jedenfalls ist das sein Bemühen. Wenn jemand ein »daß« mit »ß« schreibt, bleibt es auch nach der Umwandlung ein »ß«. Schreibt jemand »dass«, wird aus dem doppelten »s« in korrekter Fraktur die Zeichenfolge Lang-s-Schluß-s. Mehr will und werden Ligaturix und WinLigaturix nicht leisten.